Der Canal du Bourgogne
Der Canal de Bourgogne führt mit einer Länge von 243 km und 190 Schleusen auf knapp 400 Meter und ist damit der höchste Kanal in Frankreich. Wir haben ihn im Jahr 2019 komplett durchfahren und es war eine wunderbare Erfahrung, die ich jederzeit gerne wiederholen würde. Auch wenn wir uns ziemlich beeilen musste, um den Scheitelpunkt zu erreichen. Der Grund war Wassermangel und so kam es, dass wir für die 108 Schleusen von Migennes bis Poully en Auxois nur 9 Tage zur Verfügung hatten.
Doch trotz dieser Hetzerei hat der Canal de Bourgogne keine der Schrecken für uns bereitgehalten, die man im Allgemeinen hört, wenn von ihm die Rede ist. Deshalb hier einmal ganz deutlich folgendes Statement:
- Der Canal de Bourgogne ist weniger verkrautet als beispielswiese der westliche Teil des Rhein-Marne Kanals.
- Die Schleusenwärter am Canal de la Bourgogne sind die freundlichsten Schleusenwärter, die ich je kennengelernt habe.
- Der Canal de la Bourgogne ist keineswegs überlaufen. Es gibt eine hübsche kleine Anzahl von Reisenden in beiden Richtungen, so dass wir immer wieder schöne Begegnungen hatten. Wir haben vor keiner einzigen Schleuse warten müssen.
Ein Aufstieg in 9 Etappen
Zunächst bereisten wir den Canal de la Bourgogne noch mit angenehmer Gemütlichkeit. Wir spielten Boule, schwammen im Armançon und genossen die schöne Landschaft und den leckeren Wein. Das änderte sich schlagartig, als uns der Schleusenwärter von St. Florentin mitteilte, dass der Kanal in 9 Tagen bis zum Scheitelpunkt geschlossen werden würde.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch 108 Schleusen auf 138 km bis Pouilly-en-Auxois vor uns. Einen Augenblick zweifelten wir, ob wir diese Strecke in der Zeit meistern konnten – und wollten – doch dann schnappten wir uns die Karte und begannen zu planen.
Die erste Etappe führte uns ins 25 km entfernte Tonnerre. Zu diesem Zeitpunkt maßen wir die Etappen noch in Kilometern und nicht in Schleusen. Für diesen Tag waren es nur 12 Schleusen und wir verbrachten eine entspannte Mittagspause in dem hübschen Flogny-la-Chapelle. Der Ort mit seiner eindrucksvollen Kirche lohnt auch eine Übernachtung. Neben einem ganz passablen Restaurant gibt es auch einen Bäcker und einen Metzger. Der Hafen ist einladend und sauber.
Wir jedoch mussten weiter und kamen recht spät am Nachmittag in Tonnerre an. Es ist schade, dass wir dem hübschen Städtchen nur einen so kurzen Besuch abstatten konnten. Hier gibt es nicht nur jede Mange zu sehen, besonders beeindruckend ist das Waschhaus an der Fosse Dionne, das Hôtel d'Uzès und das Hôtel Dieu de Tonnerre, der Ort hat vor allem eine wunderbare Atmosphäre.
Doch bereits am nächsten Tag ging es weiter. Die Strecke bis Ancy-le-Franc führte uns vorbei an Tanlay mit seinem berühmten Schloss und dem hübschen Ort Lézinnes. Jetzt waren wir bei Schleuse 80 und Kilometer 74 angekommen und konnten aufatmen. Wir lagen gut in der Zeit, wenn wir das Schlimmste auch noch vor uns hatten.
Doch daran wollten wir jetzt erst mal nicht denken. Statt dessen genossen wir Ancy-le-Franc. Wir hatten den hübschen kleinen Ort schon vor einigen Jahren bereist und sehr genossen. HIer gibt es viel guten Wein, ein herrliches kleines Schloss und die berühmte und sehr sehenswerten Abbaye de Fontenay ist ganz in der Nähe. DIesmal hatten wir keine Zeit, die Schönheiten der Region mit dem Fahrrad abzuklappern. Statt dessen genossen wir einfach einen herrlichen Sonnenuntergang mit Blick auf den Ort, ein Glas Wein – oder zwei – und wappneten uns für das, was noch kommen sollte.
Die folgende Etappe führte nach Buffon. Hier übernachteten wir direkt bei der Grande Forge de Buffon, einer alten Schmiede. Ein einsamer, malerischer Platz in der Nähe des Dorfes. Leider schloss das Museum der Schmiede gerade in dem Augenblick, als wir unsere Leinen festmachten. So blieb uns nur ein Blick über den Zaun. Kaum waren die beiden Autos der Bediensteten und den letzten Besuchern verschwunden, als sich herrliche Ruhe über den Ort legte. Einem wunderbaren Nachmittag schloss sich ein goldener Abend an, dem eine sternenklare Nacht folgte.
Die 14 Schleusen und 19 km des nächsten Tages legten wir erstaunlich rasch zurück, und kamen am frühen Nachmittag in bis Venarey les Laumes an Wir besuchten den gut sortierten Super U, kauften in der Touristeninformation einen hübschen Magneten mit dem Abbild des Vercingetorix und gingen etwas enttäuscht zurück zum Hafen. Der Ort ist etwas flach, mit 50iger Jahre Zweckbauten und einer viel zu lauten und viel zu breiten Straße durchs Zentrum. Der Gallier-Fürst steht auf einem Hügel und mit viel Glück erwischt man einen Blick auf ihn. Es gibt einen gut ausgezeichneten Wanderweg zum Denkmal, den wir uns diesmal jedoch schenkten.
Dafür war die Stimmung im Hafen besonders. Es hatte etwas von „Basislager“. Mindestens zwei „Überlebende“ kamen aus der Richtung, in die wir am nächsten Tag aufbrechen sollten. Ihre Blicke waren ein wenig gehetzt. Sie sprachen von Kraut, dass die Schrauben festhält, von Wasser, das nicht da war und vielen anderen Unwägbarkeiten, die uns auf den nächsten Kilometern erwarten würden. Denn dort lauerte es, das Schleusenmonster!